Ein ereignisreiches Spiel lieferten sich der EV Füssen und der Tabellenführer aus Memmingen am nicht ganz ausverkauften Kobelhang. Beide Mannschaften hatten defensiv nicht ihren besten Tag erwischt, beim Heimteam kam zudem auch noch jede Menge Scheibenpech dazu. Schlussendlich setzten sich die favorisierten Gäste verdient mit 7:5 (2:0, 3:2, 2:3) durch und konnten mit ihrem achten Sieg in Folge die Spitzenposition festigen. Füssen fiel dagegen in der Tabelle auf den fünften Rang zurück.
Da mit Dropmann, Simon, Klein und Wiedemann einige Spieler verletzt fehlten, kamen mit Nikita Naumann und Tobias Baader zwei junge Spieler aus dem DNL-Team zum Einsatz. Die erste Chance hatten die stark beginnenden Füssener bereits nach 40 Sekunden, die Scheibe rutschte nach einem Schuss aber knapp am Pfosten vorbei. Es sollte nicht das einzige Mal an diesem Abend sein. Mit der ersten Möglichkeit ging Memmingen nach dreieinhalb Minuten gleich in Führung, bei einem Konter traf Neuzugang Tim Richter etwas glücklich. Danach entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, bei welchem Füssen in Überzahl mehrmals die Chance zum Ausgleich hatte. Als Memmingen für eine Minute zu einem ersten Powerplay kam, folgte sofort das 0:2. Nicht zwingend rutschte die eigentlich schon gesichert scheinende Scheibe durch.
Das gleiche passierte zu Beginn des zweiten Abschnitts, diesmal aber mit dem Nutznießer Füssen. Martin Guth verkürzte auf 1:2. Danach hatten Besl und Payeur sehr gute Ausgleichschancen, das Tor machte zur Spielhälfte aber ausgerechnet der Füssener Julian Straub per Bauerntrick auf der Gegenseite. Danach waren die Schwarz-Gelben defensiv überhaupt nicht auf der Höhe. Einen Wechselfehler nutzte Brad Snetsinger nur eine Minute später mit einem schönen Schuss in den Winkel zum 1:4, wieder nur eine Zeigerumdrehung später überwand Philipp Keil Füssens Goalie Maximilian Meier sogar zum 1:5. „Fliegenfänger“ skandierten die Memminger Anhänger, die sich vor dem Spiel bei einer Ehrung für verdiente Altmeister des EVF eine verbale Entgleisung leisteten, doch sie verstummten schnell, nachdem der 20-Jährige im Anschluss die vielen Chancen der Indians vereitelte. In dieser Phase war fast schon ein Klassenunterschied fest zu stellen. Doch Füssen fing sich wieder, hatte in Überzahl eine große Chance durch Payeur, ehe kurz vor der Pausensirene Kapitän Eric Nadeau einen Konter zum 2:5 verwandelte. Trotzdem ging der Abschnitt klar an Memmingen.
Das letzte Drittel sah dann einen Sturmlauf der Füssener. Es ist aber bezeichnend, dass der ECDC mit nur drei Torschüssen in diesem Abschnitt zwei Treffer machen konnte. Beide erzielte Stürmerstar Snetsinger. Er erzielte zunächst in Überzahl das glückliche 2:6 aus spitzem Winkel, bei dem die Scheibe wieder durchrutschte, richtig gekonnt war dagegen sein Empty Net Goal zum 4:7 knapp drei Minuten vor Spielende, als er fast über die gesamte Eisfläche traf. Ansonsten spielte nur die Heimmannschaft, die kurz nach dem Gegentreffer und ebenfalls unter gütiger Mithilfe der Gästeabwehr durch Tobias Meier das 3:6 erzielen konnte. Es gab nun viele Zweikämpfe im Memminger Drittel, leider häuften sich auch die unsauberen Aktionen, der Schiedsrichter beließ es aber bei einer großzügigen Regelauslegung. In der 53. Minute kam es zu einem Meinungsaustausch zwischen den Verteidigern Quirin Stocker und Nikolaus Meier, das Ergebnis war das frühzeitige Spielende für beide. Über den Gesprächsinhalt ist derweil nichts bekannt. Nach dieser Spielunterbrechung zog Füssens Trainer bereits seinen Torhüter und brachte einen zusätzlichen Feldspieler. Das machte sich durch das 4:6 von Christian Krötz gut fünf Minuten vor Ende bezahlt. Auch nach dem Empty Net Goal von Snetsinger drückte Füssen weiter und hatte viele Chancen, die Scheibe wollte aber einfach nicht ins Tor. Marco Deubler traf noch den Pfosten, Dejan Vogl schließlich drei Sekunden vor dem Ende zum 5:7.
Trainer Sergej Waßmiller (Memmingen): „Es war ein unterhaltsamer Abend, die Fans haben zwölf Tore gesehen. Es war ein typisches Derby mit vielen Emotionen und Härte. In den ersten beiden Dritteln ist Füssen jeweils gut gestartet, wir haben aber die Tore gemacht. Wir sind dann davon gezogen, Füssen hat aber nie aufgegeben. Im letzten Drittel gab es sehr viele Schüsse auf unser Tor, es ist selten für uns, dass wir keine Kontrolle haben. Ich muss sagen, dass es sehr schwer ist, hier in Füssen zu gewinnen, darum bin ich stolz auf meine Jungs. Wir haben aber wieder zwei Verletzte zu beklagen.“
Trainer Andreas Becherer (Füssen): „Ich kann meinem Team keinen Vorwurf machen, wir haben heute sehr gutes Eishockey gezeigt. Leider ist der Puck aber immer für den Gegner gelaufen, ich habe selten so viel Scheibenpech gesehen. Klar hat das Memmingen clever gespielt und es war auch kein unverdienter Sieg, aber der Hockeygott war heute nicht auf unserer Seite.“ (MiL)
Tore: 0:1 (4.) Richter (Miller, Svedlund), 0:2 (18.) Miller (Svedlund, Miettinen/5-4), 1:2 (23.) Guth (Payeur, Eichberger), 1:3 (30.) Straub (Miller, Keil), 1:4 (31.) Snetsinger (Svedlund, Meier), 1:5 (32.) Keil (Miller, Neal), 2:5 (39.) Nadeau (Payeur, Stocker), 2:6 (43.) Snetsinger (Straub/5-4), 3:6 (43.) Meier T. (Velebny, Krötz), 4:6 (55.) Krötz (Velebny, Guth/6-5), 4:7 (57.) Snetsinger (ENG), 5:7 (60.) Vogl (Velebny, Payeur/6-5). Strafminuten Füssen 10 plus 10 für Stocker, Memmingen 12 plus 10 für Meier. Zuschauer 1337.