Zehn Jahre Eissportverein Füssen
Man mag es kaum glauben, aber unser aktueller EV Füssen wird schon wieder zehn Jahre alt. Anfang August 2015 war der Eissportverein nach dem finanziellen Aus des Eislaufvereins Füssen, der seit 1983 bestanden hatte, in aller Eile gegründet worden. Die Zeit hatte gedrängt, um noch an der Bezirksliga West, der untersten Spielklasse des Bayerischen Eissportverbands, teilnehmen und den Nachwuchsteams den Erhalt in ihren Spielklassen sichern zu können. Dieses Vorhaben gelang und war der Start für zehn ereignisreiche Jahre für das Füssener Eishockey, welche wir für euch nochmals im Rückblick passieren lassen.
Erster Vorstand des neuen EVF wurde der erst 22 Jahre alte Lukas Jentsch, der zuvor noch in der ersten Mannschaft verteidigt hatte. Als Trainer für die erste Mannschaft wurde Thomas Zellhuber gewonnen. Einer Mischung aus erfahrenen Stützen sowie vielen Talenten wurde das Vertrauen auf dem Eis geschenkt. Der Plan war, sich innerhalb von fünf Jahren in der Bayernliga zu etablieren. Die Oberliga war kein Thema, da man zuvor nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sportlich in der dritten Spielklasse gescheitert war.
Das allererste Spiel des neuen EV Füssen war ein Freundschaftsspiel beim klassenhöheren EC Oberstdorf und wurde mit 4:2 gewonnen. Zwei der Torschützen standen hier bereits für das Konzept der nächsten Jahre. Es trafen mit dem 16-jährigen Marvin Schmid sowie dem 43 Jahre alten Sascha Golts sowohl der jüngste als auch der älteste Füssener Spieler.
Die erste Saison brachte den erhofften Durchmarsch, alle Spiele wurden gewonnen, Bezirksligameisterschaft und Aufstieg erreicht. Durchschnittlich 1140 Zuschauer zeigten das weiterhin große Interesse am Eishockey in der Lechstadt. Mit 3021 Besuchern im Heimspiel gegen Buchloe 1b sowie insgesamt 252 Treffern wurden zwei neue Rekorde für die Liga aufgestellt. Der Aufstieg gelang durch zwei Halbfinalsiege gegen den TSV Farchant, die in Garmisch und Füssen jeweils rund 2500 Zuschauer anlockten, die Meisterschaft durch zwei Finalerfolge gegen die Black Bears Freising.
Die Landesligasaison 2016/17 bedeutete eine neue Herausforderung. Mittlerweile mit Maximilian Jentsch als Vorstand konnte der weiterverpflichtete Trainer Thomas Zellhuber neue Spieler zur Verstärkung präsentieren. Im November verlor der EVF nach 32 Siegen in Folge beim EC Ulm/Neu-Ulm erstmals ein Spiel. Dennoch gewannen die Schwarz-Gelben alle Spielrunden sowie alle Playoffspiele gegen Amberg, Dingolfing und im Finale gegen Bad Kissingen, die sich dank einiger EU-Spieler als harter Gegner erwiesen. Damit konnten erneut Meisterschaft und Aufstieg gefeiert werden. Wieder konnte man 1100 Besucher im Schnitt empfangen.
Nun war man im dritten Jahr nach Gründung in der höchsten Spielklasse des BEV angelangt, der Bayernliga. Hier wollte man sich erst einmal etablieren und setzte größtenteils auf das bewährte Personal. Als Aufsteiger erreichte man in der starken Liga einen guten 5. Platz nach der Hauptrunde. In der Zwischenrunde mit zwei Oberligisten hatte man mit Verletzungsproblemen zu kämpfen und verpasste ebenfalls auf dem fünften Rang das Viertelfinale. Der Zuschauerschnitt ging in der kostspieligeren Liga auf 928 zurück.
Mit größeren Umbrüchen nahm der EVF seine zweite Saison in der Bayernliga in Angriff. Ein neuer Vorstand mit Markus Kehle, ein neuer Trainer mit Andreas Becherer. Im Kader konnten neue Leistungsträger gewonnen werden, mit denen man diesmal an der Spitze angreifen wollte. Und tatsächlich lieferte man ab. Die Hauptrunde wurde souverän gewonnen, der Zuschauerschnitt stieg wieder auf 1001. In der Zwischenrunde musste man nur dem zwangsversetzten Vierten der Oberliga, dem SC Riessersee, den Vortritt lassen. Am 10. März 2019 feierten rund 400 Füssener Fans beim TEV Miesbach die Rückkehr in die Oberliga. Im Anschluss gewann man auch noch die Playoffs und damit die Meisterschaft in der Bayernliga. Neun Spieler waren seit dem Neustart in der untersten Klasse bei diesem Erfolg noch dabei.
In der Spielzeit 2019/20 war der EV Füssen somit zurück in der Oberliga, in welcher er von 2000 bis 2015 schon beheimatet war. Als Aufsteiger wurde man als krasser Außenseiter angesehen, doch die Mannschaft hatte da etwas dagegen. Die Routiniers und die Talente wollten sich alle in der Liga beweisen. Den fünften Platz nach der Hauptrunde hätte so keiner für möglich gehalten. In der Meisterrunde rutschte man dann etwas auf den siebten Rang ab, was jedoch vielen verletzten Spielern geschuldet war. Der Höhepunkt blieb dem Team und den im Schnitt 1215 Zuschauern aber versagt. Die Playoffs gegen den Herner EV wurden abgesagt, weil das Problem „Corona-Virus“ auch in das Sportgeschehen eingriff und in in vielen Bereichen für eine Lähmung sorgen sollte.
Das zweite Jahr nach einem Aufstieg wird immer schwierig heißt es und so war es auch in Füssen. Keine Zuschauer durch die Pandemie zugelassen, die Neuzugänge blieben alle hinter den Erwartungen zurück, am Ende belegte man in einer Saison, in der kein Absteiger ausgespielt wurde, den 11. Platz.
Nach der enttäuschenden Spielzeit gab es einige Änderungen. Mit Marko Raita wurde ein neuer Trainer für die erste Mannschaft verpflichtet, Lukas Jentsch übernahm zum zweiten Mal den Vorstandsposten. Man verbesserte sich letztendlich auf den zehnten Platz und qualifizierte sich für die Pre-Playoffs, wo man in zwei Spielen allerdings am SC Riessersee scheiterte. Beschränkt waren wieder einige Zuschauer zugelassen, man kam auf einen Schnitt von 358 Besuchern.
Die Saison 2022/23 sollte eine ganz besondere werden, galt es doch „100 Jahre EV Füssen“ zu feiern. Neue Spieler sollten für mehr sportlichen Erfolg sorgen. Auf der Trainerposition gab es einen Wechsel von Marko Raita auf Janne Kujala. Die Fans sollten nach den beiden „Geisterspielzeiten“ durch verbilligte Preise wieder ins Stadion geholt werden, am Ende kam man auf einen Schnitt von 832. Für den zurückgetretenen Vorstand Lukas Jentsch konnte jedoch kein Ersatz gefunden werden, und obwohl die Saison sportlich mit dem achten Platz in der Hauptrunde und dem erfolgreiche Durchsetzen in den Pre-Playoffs gegen Lindau durchaus erfolgreich war, so sorgten verschiedene negative Faktoren für eine wirtschaftlich völlig aus dem Ruder gelaufene Situation.
In der nachfolgenden Spielzeit übernahm Jörg Noack als neuer Vorstand das Ruder, hatte durch die Verweigerung der Lizenz durch den DEB aber gleich eine existenzielle Krise zu meistern. Dank einer großen Spendenaktion und Unterstützung aus allen Bereichen erhielt man die Lizenz im Nachgang doch noch, hat seitdem aber eine Bürde durch den notwendigen Schuldenabbau zu tragen. Die erste Mannschaft übernahm Juhani Matikainen, das junge Team erreichte den 11. Tabellenplatz. Durch das Ausscheiden der Bayreuth Tigers wegen eines Insolvenzverfahrens rutschte man jedoch einen Rang vor und konnte so an den Pre-Playoffs teilnehmen. Hier scheiterte man in zwei Spielen an den Tölzer Löwen. Mit 1034 Zuschauern im Schnitt konnte man eine deutliche Steigerung erreichen.
Auch in der vergangenen Saison 2024/25 trat man mit einem sehr jungen Team an. Im Dezember beurlaubte man Trainer Matikainen, Georg Holzmann übernahm bis zum Saisonende. Ein voller Erfolg waren die drei Spiele um die Weihnachtszeit, bei welchen man 8700 Besucher begrüßen durfte. Der neunte Platz am Ende war ein Erfolg für die Mannschaft, die erneut mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte, auch wenn in den Pre-Playoffs erneut nach zwei Niederlagen gegen Riessersee Schluss war. 1167 Zuschaer pro Partie bedeuteten eine erneute Steigerung.
Aktuell sieht man vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Der Schuldenabbau läuft, mit der Nachwuchsarbeit hat man ein starkes Faustpfand für die Zukunft in den Händen. Die immer weiter voran schreitende Professionalisierung der Oberliga ist aber eine gewaltige Herausforderung für den Verein in Sachen Finanzierbarkeit. Daneben werden dringend weitere ehrenamtliche Mitarbeiter in allen Bereichen benötigt, um nun die nächsten zehn Jahre Eishockeygeschichte am Kobelhang zu schreiben. Dank der Unterstützung aller Anhänger und Förderer soll diese durchweg positiv sein.



