Der EV Füssen geht mit neuer Vorstandschaft in die Zukunft

Sep 7, 2023 | Allgemein, Verein

Viele Fragen waren offen. Viele davon, wenn auch nicht alle, konnten bei der Jahreshauptversammlung des EV Füssen beantwortet werden. 101 stimmberechtigte Mitglieder sowie viele Zaungäste hatten sich im Schlossbrauhaus Schwangau eingefunden, um die Gründe für die finanziell völlig aus dem Ruder gelaufene Vorsaison sowie Aktuelles über die Zukunftsaussichten des Vereins zu erfahren.

Das Positive vorneweg: Der Eissportverein hat einen neuen Vorsitz gefunden. Jörg Noack leitet ab sofort als geschäftsführender Vorstand die Geschicke des Eissportvereins, Florian Jung unterstützt ihn als zweiter Vorsitzender, während Katja Hipp die Position der Kassiererin einnimmt. Alle Kandidaten wurden von der Versammlung einstimmig gewählt. Zu den bisherigen Beisitzern Felix Warmann, Marc Meier und Johannes Böck kommen mit Franz Zimmermann und Thomas Allgaier neue Kräfte.

Klar ist damit, dass nach Lukas Jentsch und Mathias Müller, die beide vorzeitig zurückgetreten sind, auch Thomas Zellhuber nicht mehr zur Führungsriege des Vereins gehören wird. Zellhuber, der den EVF vor seinem Engagement im Vorstand als Trainer und sportlicher Leiter von der Bezirks- bis in die Oberliga geführt hatte, gab Einblicke in die letzte Spielzeit und die Schwierigkeiten, die sich durch den Rückzug seiner Kollegen ergeben hatten. Durch private Veränderungen wurde es auch ihm immer schwerer, vollumfänglich die Aufgaben für den Verein wahr zu nehmen.

Stark gestiegene Kosten und fehlende Kontrolle bei den Ausgaben führten zu einer großen finanziellen Schieflage, die so erst spät nach der Saison in ihrem ganzen Ausmaß überblickt werden konnte. Der angedachte Etat von ca. 830.000 Euro wurde bei den Einnahmen in Höhe von 822.160 Euro zwar annähernd erreicht, die Ausgaben explodierten jedoch auf 1.167.687 Euro, so dass unter dem Strich ein Minus von rund 345.000 Euro steht. Nur durch die große Hilfsbereitschaft von Sponsoren, Anhängern und auch anderen Vereinen konnte in letzter Instanz die Lizenz für die Oberliga überhaupt realisiert werden. „Ganz klar, ohne diese Hilfen wären wir heute nicht hier“, gestand Thomas Zellhuber, der auch den späten Gang mit den Problemen an die Öffentlichkeit erklärte: „Die Hiobsbotschaften kamen in Serie, wir wollten erst die kompletten Zahlen vorliegen haben. Durch die Lizenzverweigerung war die Lage dann klar.“

Den Mitgliedern wurde dann eine Aufschlüsselung der Einnahmen und Ausgaben dargelegt, wobei hier klar wurde, dass sich das Minus durch sehr viele verschiedene Posten zusammen setzt. Auffällig auf jeden Fall die stark gestiegenen Kosten für Spielerunterkünfte. Hier allein war gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 82.000 Euro zu verzeichnen – für Spieler der ersten Mannschaft sowie der DNL. Um hier spielfähig zu sein, wurden vermehrt auswärtige Akteure verpflichtet, und auch bei der ersten Mannschaft war die Anzahl der Profis gestiegen.

„Hier müssen wir klar sehen, dass sich ein Verein wie der EV Füssen keine sechs bis acht Profis leisten kann“, analysierte der neue Vorstand Jörg Noack. „Für die kommende Spielzeit haben wir die Anzahl der benötigten Wohnungen von acht auf drei runter gefahren. Der EVF muss wieder mehr auf die heimischen Spieler bauen, da sind wir etwas vom Weg abgekommen. Unsere Stärke ist die Nachwuchsarbeit, wenn wir das momentane ungesunde Wettrüsten in der Liga mitmachen wollen, können wir nur verlieren.“

Die Kosten für den Spielbetrieb erhöhten sich alleine bei der ersten Mannschaft um über 90.000 Euro, und auch im Nachwuchsbereich klafft ein großes Loch zwischen Einnahmen und Ausgaben. Laut Noack hat hier die DNL-Mannschaft mit auswärtigem Trainer und Spielern zu viel Geld gekostet. Positiv zu vermerken ist, dass die Sponsoreneinnahmen gesteigert werden konnten und nun bei knapp 290.000 Euro liegen. Für die Zukunft wurde eine Erhöhung des Aktivenbeitrages beschlossen, außerdem kündigte Michael Macht, Vorsitzender des Wirtschaftsbeirates,vermehrte Prüfungen der Finanzen an, um einen Verlauf wie den der letzten Saison auszuschließen.

Eine ganz wichtige Änderung nahmen dann auch die Mitglieder vor. Bei zwei Enthaltungen wurde eine Satzungsänderung beschlossen, nach der der erste Vorstand nun hauptamtlich gegen Vergütung tätig sein kann. Jörg Noack wird sich damit als hauptamtlicher Vorstand täglich einbringen, womit bereits hier eine gewisse Kontrolle vonstatten geht. Mit der neu aufgestellten Vorstandschaft blickt man optimistisch in die Zukunft und widmet sich der Aufgabe, die Verbindlichkeiten, die meisten davon sind auf ca. vier Jahre angelegt, wieder zu tilgen. Hier ging ein großes Dankeschön an die Unterstützer, die dem Verein ihr Vertrauen entgegen bringen und Zahlungen hinten anstellen oder sogar ganz darauf verzichten.

Sowohl Vorstandschaft als auch Wirtschaftsbeirat wurden von der Mitgliederversammlung nicht entlastet, wobei diese auch klar ausdrückten, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein und auch keine Entlastung zu wollen, um bei der Aufarbeitung der Situation mit zu helfen.

Das Abschlusswort hatte Vorstand Jörg Noack: „Es ist mir eine Ehre, den Verein mit aller Kraft, die ich habe, weiter zu führen. Tradition muss hoch gehalten werden. Nach dem Neustart in der Bezirksliga ist der EVF vielleicht zu schnell gewachsen, das Umfeld aber nicht. Mit dem kompletten Vorstandsteam wollen wir dafür sorgen, nicht mehr in so eine kritische Situation zu kommen. Die Zukunft ist machbar, wenn wir alle zusammenhalten. Dazu gehört es natürlich auch, nach Niederlagen trotzdem wieder ins Stadion zu gehen.“ (MiL)

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