Es war die erste Jahreshauptversammlung, die der Eissportverein Füssen seit dem Aufstieg in die Oberliga abhalten konnte. 68 stimmberechtigte Mitglieder hatten sich am Mittwoch am Eisstadion eingefunden, um die Berichte über die vergangenen beiden Spielzeiten zu hören, aber auch um die bisherigen Entscheidungsträger zu entlasten und eine neue Vorstandschaft zu wählen.
Diese Wahlen fielen dann jeweils einstimmig aus. Neuer Vorstand des EV Füssen ist Lukas Jentsch, der dieses Amt bereits bei der Neugründung des Vereins im Jahr 2015 bekleidet hatte. Ihm zur Seite steht mit Thomas Zellhuber ebenfalls ein Mann der ersten Stunde. Nach sechs Jahren als Trainer der ersten Mannschaft sowie als Sportdirektor wird er als zweiter Vorstand dem Verein auch weiterhin erhalten bleiben. Neu im Team ist Mathias Müller, der die Aufgabe des Kassiers übernehmen wird.
Das Besondere: Alle drei neuen Vorstände sind ehemalige Spieler des EV Füssen und aus dem Nachwuchs des Vereins hervor gegangen. Das galt bislang auch für die Vorstände Markus Kehle, der nicht mehr kandidierte, dem Verein aber in beratender und unterstützender Funktion erhalten bleibt, sowie Johannes Böck, der in neuer Rolle als Beisitzer im Vorstand verbleibt. Hier wurden mit Felix Warmann, Klaus Zettlmeier und Marc Meier zudem drei bewährte Personalien auch für die Zukunft bestätigt. Dem Wirtschaftsbeirat des Vereins werden weiterhin Franz Zimmermann, Jürgen Jentsch, Johann Fleschhut, Dr. Michael Macht und Uli Hiemer angehören, welche ein breites Spektrum aus Wirtschaft, Politik und Sport repräsentieren.
Bevor diese Weichen für die Zukunft des Vereins gestellt wurden, bekamen die Mitglieder die Berichte über die vergangenen beiden Spielzeiten präsentiert. Dabei wurde klar, dass der Verein durch den Oberligaaufstieg großen Veränderungen unterlegen ist. „Es wurde in vielen Bereichen eine Professionalisierung notwendig, der wir auch personell begegnen mussten. So haben wir mit Rainer Nittel einen Club Manager angestellt, der die Geschäftsstelle betreibt. Außerdem hat der EV Füssen mit Andreas Becherer, Andreas Jorde und Josef Huber erstmals drei hauptamtliche Nachwuchstrainer unter Vertrag“, gab der scheidende Vorstand Markus Kehle Einblick. Er betonte gleichzeitig: „Das Ehrenamt ist und bleibt wichtig für einen Verein wie den EVF.“
Johannes Böck erklärte, dass das große Ziel im Bereich Nachwuchsarbeit weiterhin das Erreichen des fünften Sterns im Ausbildungsprogramm des DEB ist, um zu den besten Standorten in Deutschland zu gehören. Hier ging der große Dank an die Stadt Füssen und Bürgermeister Maximilian Eichstetter für die Unterstützung bei den Eiszeiten, welche für den fünften Stern zwingend notwendig sind. Auch der Vorsitzende des Wirtschaftsbeirats, Dr. Michael Macht, lobte die Zusammenarbeit mit der Stadt.
Andres Jorde konnte von großem Zulauf bei der Laufschule und einer insgesamt positiven Entwicklung im Nachwuchsbereich berichten, allerdings auch von den Schwierigkeiten und Herausforderungen, welche die Corona-Pandemie mit sich gebracht hat. Er lobte zudem die trotz regionaler Rivalitäten eingegangenen Kooperationen im Nachwuchsbereich mit dem EV Pfronten und dem ESV Kaufbeuren, um den Jugendlichen eine noch bessere Förderung zu bieten. Der grundlegende Tenor dabei ist klar: „Kein Nachwuchs, keine Zukunft“.
Der ehemalige Trainer der ersten Mannschaft und neue Sportdirektor Andreas Becherer war für das Fazit im Seniorenbereich zuständig. „Ich bin jetzt drei Jahre hier in Füssen, die haben riesig Spaß gemacht. Da war die Entscheidung, mich hier weiter einzubringen, eine leichte. Man hat gesehen, was auch ohne das große Geld möglich ist, wenn alle zusammen halten“. Er konnte von einem tollen ersten Oberligajahr berichten, als das Team auf einer Euphoriewelle schwamm, allerdings durch die abgesagten Playoffs nicht belohnt wurde. Auf der anderen Seite stand aber auch die sehr durchwachsene zweite Saison, welche durch die Begleitumstände der Pandemie und die fehlenden Zuschauer für alle ein Abenteuer der negativen Art war. „Wir brauchen wieder die Zuschauer und ihre Unterstützung, für uns sind sie ein extrem wichtiger Faktor“, weiß Becherer.
Er stellte dann auch seinen Nachfolger als Trainer der ersten Mannschaft den Mitgliedern vor. Der Finne Marko Raita schilderte kurz seine ersten Eindrücke und war vor allem von der familiären Atmosphäre im Verein angetan: „Es fühlt sich sehr gut an hier in Füssen. Ich bin an der richtigen Stelle.“
Finanziell konnte Vorstand Markus Kehle einen nahezu ausgeglichenen Haushalt 2019/20 präsentieren. Knapp 800.000 Euro Etat ohne die ausgefallenen Playoffs zeugen davon, wie sich der Verein entwickelt hat. Der Dank ging dabei an die Sponsoren, welche das „Abenteuer Oberliga“ erst möglich gemacht haben. Wurde hier ein Plus von 2 Euro gemacht, so sprach Kehle bei der letzten Spielzeit von einem „hellblauen Auge“, mit welchem der Verein, auch dank staatlicher Unterstützung, davon gekommen ist. Bei Einnahmen von 706.000 Euro standen Ausgaben von 723.000 Euro zu Buche, so dass sich ein Minus von 17.000 Euro ergeben hat. Vor dem Hintergrund vieler ausgebliebener Einnahmen durch die Corona-Beschränkungen ist der Fehlbetrag von rund 2 Prozent des Etats noch absolut im Rahmen.
Der Wirtschaftsbeirat um Dr. Michael Macht lobte dann auch die Vorstandschaft, welche sich trotz oder gerade wegen der schwierigen Situation voll reingehängt hat, und empfahl die Entlastung, welche die Mitglieder dann auch vornahmen.
Der ehemalige Sportdirektor und nun zweite Vorstand Thomas Zellhuber gab einen kurzen Einblick in die Planung für die nächste Saison. 903.000 Euro an Ausgaben sind hier vorgesehen, vorerst aber nur 863.000 Euro an Einnahmen. Ein kalkuliertes Minus in dieser schwer zu planenden Situation, wobei die Stärkung der Nachwuchsarbeit ein wichtiges Plus für die Zukunft darstellt.
Am Ende ergriff dann der frisch gewählte neue Vorstand Lukas Jentsch das Wort: „Als wir 2015 neu gestartet sind wussten wir nicht so genau, wo die Reise hin geht. Wir hatten das Ziel, so schnell wie möglich einen soliden Verein auf die Beine zu stellen, mit dem man sich identifizieren kann. Wenn man nun sieht, was in den letzten sechs Jahren geschaffen wurde, wie wir aufgestellt sind mit einem tollen Team, fest angestellten Leuten, einem Club Manager, super Trainern, dann können wir da richtig stolz darauf sein. Unser Verein lebt aber von den ehrenamtlichen Gruppen für die verschiedensten Bereiche. Unsere Aufgabe ist es, diese weiter zu entwickeln, damit jeder, der Lust hat den Verein zu unterstützen, auch seinen Platz findet. Wir haben große Herausforderungen vor uns, das Lernen mit Corona umzugehen wird glaube ich dabei ein entscheidender Faktor sein. Ich freue mich jedenfalls auf den Tag, an dem wir wieder mit einem Bier und einer Wurst im Stadion stehen und Eishockey live sehen können.“ (MiL)