Der Name der Adelsfamilie Thurn und Taxis ist eng mit dem EV Füssen verbunden. Seine Durchlaucht Prinz Raphael, Vater des leider kürzlich erst von uns gegangenen Max Emanuel von Thurn und Taxis engagierte sich bereits Anfang der 1950er Jahre beim EVF, wurde 1954 schließlich Präsident und stand als solcher dem erfolgreichsten deutschen Nachkriegsteam jahrzehntelang vor.

Kurz nach seinem Amtsantritt stiftete der Eishockeybegeisterte 1955 dem Verein den Thurn und Taxis Pokal, der sich schnell zu einer begehrten Trophäe im europäischen Eishockey entwickeln sollte. Die berühmteste, der Spengler Cup des HC Davos, hatten die Füssener drei Jahre zuvor gewonnen. Erster Sieger des neuen Einladungsturniers wurde der SC Riessersee. Internationale Topteams nahmen dann ab 1957 teil, als die Veranstaltung dank des Füssener Sommereises als willkommene Saisonvorbereitung diente und ähnlich dem Spengler Cup zu einer festen Größe im europäischen Club-Eishockey wurde.

Mannschaften aus Schweden, Finnland, UdSSR, Tschechoslowakei, Italien, Schweiz oder Frankreich waren am Kobelhang zu Gast, aber auch ungewöhnlichere Vertreter wie die rumänische Nationalmannschaft. Neben dem EVF waren mehrfache Turniersieger ZKL Brno (Brünn), 11-facher tschechoslowakischer Meister, oder HK Spartak Moskau, die sich 1972 als Meister der Sowjetunion und mit drei aktuellen Olympiasiegern aus Sapporo den Thurn und Taxis Pokal sicherten. Bei solchen Hochkarätern konnte es dann schon mal passieren, dass Veranstaltungsplakate nicht lange an ihren Plätzen hingen und schnell in entsprechenden Sammlungen landeten.

Dem Zuschauerzuspruch tat dies jedoch vor allem im Jahr 1963 keinen Abbruch. 5000 Besucher fanden sich am 10. August zum Spiel gegen den schwedischen Erstligisten Almtuna Uppsala im ehrwürdigen Kobelstadion ein. Der Grund war nicht nur die Partie, welche der EVF wie zur Bestätigung seiner internationalen Bedeutung durch Tore von Waitl, Gröger, Köpf (je 2), Gmeiner, Hanig, Scholz, Simon und Trautwein mit 11:3 für sich entschied, sondern eine besondere Ehrung, die dem heimischen Eishockey zu Teil wurde. Anlässlich der 10. Deutschen Meisterschaft wurde dem Eissportverein Füssen das Silberne Lorbeerblatt verliehen, bis heute die höchste Sportauszeichnung der Bundesrepublik. Sie würdigt nicht nur sportliche Höchstleistungen, sondern auch menschliche und charakterliche Haltung. Die besondere Bedeutung des Anlasses unterstreicht auch die Anwesenheit des äußerst populären Fußball-Nationaltrainers Sepp Herberger. Prinz Raphael von Thurn und Taxis nahm die Auszeichnung von Minister Rudolf Eberhard entgegen, welche nicht nur die Spieler und Offiziellen mit großem Stolz erfüllte.

Nachdem das Turnier Anfang der 80er Jahre und zum 75. Geburtstag seiner Durchlaucht die 25. Austragung feiern konnte, wurde es nach dem Aus des ursprünglichen Eissportvereins auch um den Thurn und Taxis Pokal still. Lediglich die Damenmannschaft des EVF trug danach noch ein jährliches Turnier unter der Schirmherrschaft aus. Im Jahr 2006 hätte Prinz Raphael, der drei Jahre zuvor verstorben war, seinen 100. Geburtstag gefeiert, zu seinen Ehren kam es zur Ausspielung eines Gedächtnis Cups mit den Altmeistern Füssen, Riessersee und Bad Tölz. Doch auch ohne den bekannten Pokal und die Turniere bleibt die Familie Thurn und Taxis gestern wie heute im Gedächtnis – als Unterstützer, Förderer und Freund des Füssener Eissports. (MiL)